Jones, Dan (2023): „Mächte und Throne. Eine neue Geschichte des Mittelalters“. München: C.H. Beck
Lehrer in Brandenburg werden im #Unterricht verstärkt den Nahost-Konflikt behandeln. Umfassendes historisches Kontextwissen liefert Dan Jones in seiner viel beworbene Neuerscheinung „Mächte und Throne. Eine neue Geschichte des Mittelalters“, erscheinen bei C.H. Beck. 793 Seiten, 39,90 Euro.
Jones hat 2019 bereits eine ausführliche Geschichte des Templerordens vorgelegt. Mir gefallen beide Bücher ganz hervorragend. Jones schreibt unterhaltsam, ohne auf präzise Quellenarbeit und einen Belegapparat zu verzichten. Seriöse historische Fachbücher gehen also auch spannend!
Zurück zu den Kreuzzügen als einem Mosaikstein in der Geschichte des Nahostkonflikts: Die ersten Kreuzfahrer machten sich 1096 aus Mitteleuropa auf den Weg nach Jerusalem. Sie erhofften sich „himmlischen Lohn“, d.h. den Erlass ihrer irdischen Sünden im Austausch dafür „irgendwo in der Fremde andere Menschen abzuschlachten“ (Jones, 2023, S. 337). Die erste Welle der Kreuzfahrer waren religiöse Eiferer ohne militärische Erfahrung, die ihren Hass zuerst an Juden in Speyer, Worms und Mainz auslebten, bevor sie überhaupt richtig aufgebrochen waren. Nach der ziemlich unchristlichen Eroberung Jerusalems 1099 wurden vier christliche Kreuzfahrerstaaten errichtet, die sich bis ins 13.Jahrhundert hielten.
Raimund von Aguilers schildert die Eindrücke nach der unbarmherzigen Eroberung durch die Kreuzritter wie folgt:
„In den Häuser und Straßen türmten sich Köpfe, Hände und Füße, und tatsächlich rannten Männer und Ritter hinterher und liefen über die Leichen hinweg“
(zit. Nach Jones, 2023, S. 344).
Dem ersten folgten drei weitere Kreuzzüge ins Heilige Land. Davon war der Vierte Kreuzzug mit der Plünderung Konstantinopels „eines der schändlichsten und unrühmlichsten Ereignisse des gesamten Mittelalters.“ (Jones, 2023, S. 372). Ab dem 13. Jahrhundert setzte der Niedergang der christlichen Kreuzfahrerstaaten ein. Weitere Kreuzzüge richtet sich dann gegen Völker in Skandinavien und im Baltikum. Jones fasst das alles wie folgt zusammen:
„Der Kreuzzugsgedanke – ein Bastard aus Religion und Gewalt, der ursprünglich für päpstliche Ambitionen gedacht war, aber mit der Zeit von allen möglichen Personen zu den verschiedensten Zwecken genutzt wurde – war eine der erfolgreichsten und dauerhaft toxischen Ideen des Mittelalters. Dass er so lange besteht, ist ein Zeichen für seine Genialität, aber auch der Bereitschaft der Menschen damals und heute, sich im Namen eines höheren Zwecks in einen Konflikt zu stürzen.“
(Jones, 2023, S. 382-383)