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Kennen Sie (noch) Ritter Runkels Ritterregeln?

Ich nutze gerne das Mosaik, einen Comic mit den drei Zeitreisenden Die, Dag und Digedag, um Lerngruppen in der 7. Klasse den Unterschied zwischen historischen Quellen und darstellenden Abbildungen zu erläutern. Aber probieren Sie selbst: ordnen Sie bitte die beiden Bildimpulse der korrekten Kategorie zu: historische Quelle oder darstellende Abbildung?

Auflösung: Abbildung 1 zeigt eine Bildquelle über einen ritterlichen Turnierkampf aus dem berühmten Codex Manesse, der Großen Heidelberger Liederhandschrift aus dem 14. Jahrhundert, die sich in der Universitätsbibliothek Heidelberg befindet. https://doi.org/10.11588/diglit.2222#0099

Abbildung 2 entstammt dem Mosaik von Hannes Hegen, Heft 90 (Mai 1964), hier im Nachdruck im Buchverlag Junge Welt von 1995, S. 26.

Die Daumenregel für die Schüler lautet: es handelt sich um eine historische Quelle, wenn die Abbildung/der Text/allg. das Material aus jener Zeit stammt, über die wir etwas erfahren wollen. Das trifft auf den Codex Manesse zu, aber nicht auf das Mosaik.

#Schule #Unterricht #Geschichte #Mittelalter #Klasse7 #Ritter

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Neu im Buchhandel

Jones, Dan (2023): „Mächte und Throne. Eine neue Geschichte des Mittelalters“. München: C.H. Beck

Lehrer in Brandenburg werden im #Unterricht verstärkt den Nahost-Konflikt behandeln. Umfassendes historisches Kontextwissen liefert Dan Jones in seiner viel beworbene Neuerscheinung „Mächte und Throne. Eine neue Geschichte des Mittelalters“, erscheinen bei C.H. Beck. 793 Seiten, 39,90 Euro.

Jones hat 2019 bereits eine ausführliche Geschichte des Templerordens vorgelegt. Mir gefallen beide Bücher ganz hervorragend. Jones schreibt unterhaltsam, ohne auf präzise Quellenarbeit und einen Belegapparat zu verzichten. Seriöse historische Fachbücher gehen also auch spannend!

Zurück zu den Kreuzzügen als einem Mosaikstein in der Geschichte des Nahostkonflikts: Die ersten Kreuzfahrer machten sich 1096 aus Mitteleuropa auf den Weg nach Jerusalem. Sie erhofften sich „himmlischen Lohn“, d.h. den Erlass ihrer irdischen Sünden im Austausch dafür „irgendwo in der Fremde andere Menschen abzuschlachten“ (Jones, 2023, S. 337). Die erste Welle der Kreuzfahrer waren religiöse Eiferer ohne militärische Erfahrung, die ihren Hass zuerst an Juden in Speyer, Worms und Mainz auslebten, bevor sie überhaupt richtig aufgebrochen waren. Nach der ziemlich unchristlichen Eroberung Jerusalems 1099 wurden vier christliche Kreuzfahrerstaaten errichtet, die sich bis ins 13.Jahrhundert hielten.

Raimund von Aguilers schildert die Eindrücke nach der unbarmherzigen Eroberung durch die Kreuzritter wie folgt: 

„In den Häuser und Straßen türmten sich Köpfe, Hände und Füße, und tatsächlich rannten Männer und Ritter hinterher und liefen über die Leichen hinweg“

(zit. Nach Jones, 2023, S. 344).

Dem ersten folgten drei weitere Kreuzzüge ins Heilige Land. Davon war der Vierte Kreuzzug mit der Plünderung Konstantinopels „eines der schändlichsten und unrühmlichsten Ereignisse des gesamten Mittelalters.“ (Jones, 2023, S. 372). Ab dem 13. Jahrhundert setzte der Niedergang der christlichen Kreuzfahrerstaaten ein. Weitere Kreuzzüge richtet sich dann gegen Völker in Skandinavien und im Baltikum. Jones fasst das alles wie folgt zusammen:

„Der Kreuzzugsgedanke – ein Bastard aus Religion und Gewalt, der ursprünglich für päpstliche Ambitionen gedacht war, aber mit der Zeit von allen möglichen Personen zu den verschiedensten Zwecken genutzt wurde – war eine der erfolgreichsten und dauerhaft toxischen Ideen des Mittelalters. Dass er so lange besteht, ist ein Zeichen für seine Genialität, aber auch der Bereitschaft der Menschen damals und heute, sich im Namen eines höheren Zwecks in einen Konflikt zu stürzen.“

(Jones, 2023, S. 382-383)
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Office is where the work is

Lesenswerter Beitrag über die Ursprünge von New Work und Telearbeit in der aktuellen Ausgabe der #ApuZ: https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/new-work-2023/542501/home-is-where-the-office-is/

Michael Homberg von der Uni Potsdam und Marko Winkelmann zeigen, dass Arbeiten von zu Hause aus für das Bildungsbürgertum „über Jahrhunderte hinweg zur Normalität“ gehörte, vom Studium der Fachliteratur bis zum Briefwechsel mit anderen Geschäftspartner.

In der Industrialisierung stand Heimarbeit dagegen für prekäre Arbeitsverhältnisse, gegen die etwa die Weber aufbegehrten. Der entwickelte Industriekapitalismus des 20. Jahrhunderts machte die Trennung von Arbeits- und Wohnort dann zur Norm.

Die Motivation für Versuche mit Satellitenbüros in den 1970ern in den USA – das, was wir heute also Homeoffice bezeichnen würden – lag darin, das Verkehrssystem zu entlasten und den Benzin- und damit Ölverbrauch der USA zu senken. Homberg und Winkelmann zeichnen die oft futuristische und blauäugigen Diskurse über Telearbeit nach, die sich in den 70er und 80ern abspielten, während Datenverbindungen und Computer tatsächlich Pilotprojekte für Telearbeit ermöglichten.

Telearbeit verschob fast ausschließlich Arbeit im Bürobereich von Banken und Versicherungen nach Hause statt. Und sie war ausschließlich weiblich. Mit New Work — mit Tätigkeiten, die Menschen „wirklich wirklich tun wollen“ hatte all dies wenig zu tun. Die kurze Geschichte der Telearbeit ist — und das macht der Beitrag hervorragend deutlich — Teil der „Konfliktgeschichte des Kapitalismus“.