Lesenswerter Beitrag über die Ursprünge von New Work und Telearbeit in der aktuellen Ausgabe der #ApuZ: https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/new-work-2023/542501/home-is-where-the-office-is/
Michael Homberg von der Uni Potsdam und Marko Winkelmann zeigen, dass Arbeiten von zu Hause aus für das Bildungsbürgertum „über Jahrhunderte hinweg zur Normalität“ gehörte, vom Studium der Fachliteratur bis zum Briefwechsel mit anderen Geschäftspartner.
In der Industrialisierung stand Heimarbeit dagegen für prekäre Arbeitsverhältnisse, gegen die etwa die Weber aufbegehrten. Der entwickelte Industriekapitalismus des 20. Jahrhunderts machte die Trennung von Arbeits- und Wohnort dann zur Norm.
Die Motivation für Versuche mit Satellitenbüros in den 1970ern in den USA – das, was wir heute also Homeoffice bezeichnen würden – lag darin, das Verkehrssystem zu entlasten und den Benzin- und damit Ölverbrauch der USA zu senken. Homberg und Winkelmann zeichnen die oft futuristische und blauäugigen Diskurse über Telearbeit nach, die sich in den 70er und 80ern abspielten, während Datenverbindungen und Computer tatsächlich Pilotprojekte für Telearbeit ermöglichten.
Telearbeit verschob fast ausschließlich Arbeit im Bürobereich von Banken und Versicherungen nach Hause statt. Und sie war ausschließlich weiblich. Mit New Work — mit Tätigkeiten, die Menschen „wirklich wirklich tun wollen“ hatte all dies wenig zu tun. Die kurze Geschichte der Telearbeit ist — und das macht der Beitrag hervorragend deutlich — Teil der „Konfliktgeschichte des Kapitalismus“.