Heute findet bereits zum siebten Mal die jährliche deutschsprachige Internationale Konferenz für Studenten und Doktoranden „Welt und Wissenschaft“ 2021 an der Higher School of Economics in Moskau statt. Ich hatte die Freude, die Veranstaltung wie folgt eröffnen zu dürfen:
Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Gäste, im Namen des Organisationskommittees und aller Sektionsleiterinnen und Leiter begrüße ich Sie alle ganz herzlich zur VII. Internationalen Konferenz für Studenten und Doktoranden „Welt und Wissenschaft“ 2021. Mein Name ist Tim Jäkel, von der School of Politics and Governance der HSE. Das Organisationskomittee, das sind Frau Professorin Dr. Uspenskaja und Dr. Julia Pasko von der School of Foreign Languages der HSE.
Ganz Corona-konform führen wir die Konferenz auch dieses Jahr wieder online durch. Im zweiten Pandemiejahr haben wir gelernt, damit zu leben.
Wir haben ein vielfältiges Programm, 46 Vorträge in sechs Sektionen. Die Sektionen werden geleitet von Frau Dr. Iris Bäcker, Dr. Christian Fröhlich, Dr. Martin Beisswenger, Dr. Dirk Meissner, Dr. Pjotr Rezvykh, Herrn Alexander Dreut und mir.
Eine wirklich interdisziplinäre Konferenz
Uns erwarten spannende Fachvorträge von Referentinnen und Referenten aus 15 russischen und deutschen Universitäten: Wir haben sechs Sektionen, aber die Themen verbinden sich darüber hinaus. Welt und Wissenschaft ist eine wirklich interdisziplinäre Konferenz.
Man könnte die Konferenz unter folgendes Motto stellen: „Eine Diskussion über die schlechteste und die bestmögliche Welt“.
Das ist der Titel des Vortrages von Natalia Chepeleva (Lomonossow-Universität, Moskau) und er gefällt mir hervorragend. Denn er fasst die Vielfalt der Vorträge ganz ausgezeichnet zusammen.
Eine Auswahl der Themen
Das letzte Jahr war ein Jahr voller Unsicherheit. Es hat uns mehr als deutlich vor Augen geführt, wie fragil unsere Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung ist. Die 46 Vorträge auf der heutigen Konferenz beleuchten aus ganz unterschiedlichen Perspektiven und Blickwinkeln die vielfältigen Ursachen, Details von Problemen, aber auch Wege für eine Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft dar.
Digitialisierung
Die COVID-19-Krise führt zu einem unumkehrbaren Digitalisierungsschub u.a. in der Arbeitswelt, im Bildungsbereich und im Bankensektor. Die Vorträge von Angelika Zaytseva (RUDN, Moskau), Anna Bazarova (Staatliche Universität für Management, Moskau), Artem Khomyakov (Finanzuniversität der Regierung der Russischen Föderation, Moskau) und Sofia Mikhailova (Staatliche Universität Sankt Petersburg) behandeln die Digitalisierung im Hochschulbereich im Bankensenktor.
Nachhaltigkeit
Eine zentrale Herausforderung im 21. Jahrhundert ist die Transformation in eine kohlenstoffarme Kreislaufwirtschaft. Mich freut daher besonders, dass wir mehrere Vorträge zum Thema Nachhaltigkeit haben:
wie wirken sich Urbanisierung und Versiegelung in den Städten auf die globale Klimaentwicklung aus (Diana Volokhova, TU Braunschweig)?
Die Pandemie verschärft die soziale Ungleichheit. Extreme Armut nimmt wieder zu. Wie kann Ziel 1 der SDGs, Bekämpfung der Armut, trotzdem erreicht werden? Dazu vergleicht Katerina Kravtsova (Staatliche Universität Sankt Petersburg) Reformen in der Sozialpolitik in Deutschland und Russland.
Kernenergie ist eine klimaneutrale, aber nicht erneuerbare Energie – soll man sie nutzen, um Klimaziele zu erreichen? Mit dieser Frage beschäftigt sich Anastasia Galkina (HSE, Moskau).
Die Vorträge in der Sektion Recht in Theorie und Praxis (unter der Leitung von Alexander Dreut) beleuchten aktuellen Trends bei der Reform des Rechtssystem in Deutschland und Russland, etwa:
- Wer haftet für die Schulden eines Verstorbenen? „In der UdSSR hinterließen die Bürger nicht oft Schulden“, heutzutage ist das anders und muss ordentlich geregelt werden. Wie, das skizziert Sergey Borja vom Forschungszentrum für Privatrecht beim Präsidenten der Russischen Föderation, Moskau
- Durch die Covid-19-Pandemie gab es auch Bewegung bei Geschworenengerichten in Russland. Hier bringt uns Alexandra Kuzina (Staatliche Universität Sankt Petersburg) auf den neuesten Stand.
- Ulvi Ocaqli (RUDN, Moskau) trägt zu einem wichtigen Thema vor, die Anerkennung und Vollstreckung ausländischer Schiedssprüche.
Identität, Erinnerungskultur und Migration
Wir haben einen Block mit Vorträgen über die Identität, Erinnerungskultur und Migration. Zum einen in der Sektionen Soziologie und Politik und in der Sektion Vergangenheit und Gegenwart:
- Kamila Minikhairowa geht in ihrem Vortrag der Frage nach, ob es sowas wie eine deutsche Identität überhaupt noch gibt.
- Filipp Fomichev und Anastassiya Krovitskaya liefern zwei Beiträge zur deutschen Erinnerungspolitik und dem doppelten Blick russischer Studenten auf diese Erinnerungspolitik
- Darja Rjasanzewa präsentiert die Ergebnisse einer empirischen Studie über junge Russlanddeutsche in Moskau.
- Anna Pravdyuk (HSE, Moskau) stellt ein interessantes Buchprojekte über Erinnerungsorte in Berlin vor, darunter so unterschiedliche Orte wie der SchwuZ Queer Club und das Sowjetische Ehrenmal.
Kunst, Kultur und Translation
Aber es geht bei unserer Konferenz nicht immer nur um Krisen oder darum, was schlecht läuft und was man wie besser machen könnte.
Es geht genauso um das Schöne, um russische und deutsche Literatur, um Kultur und um die Kunst, diese Schönheit in die jeweils andere Sprache zu übertragen.
Hier möchte ich nur einige Beispiele aus der Sektion von Frau Dr. Iris Bäcker herausgreifen:
- Anna Woronina: wie sieht ein russischer Literaturnobelpreisträger, Ivan Bunin, die Alpen, ein steoreotyper kontinentaleuropäischer Sehnsuchtsort.
- Iana Prosolovich: Und wie sieht eine deutsche Dichterin, Marion Poschmann, Russland? „Welche Einflüsse haben die Russlandreisen auf Poschmanns Poetik ausgeübt?“
Fühlen, Denken, Ausdrücken
Apropos, Kunst und Transformation: Streetart ist „Ausdruck von Transformationsprozessen der modernen Gesellschaft“; Daria Smirnova (Lomonossow-Universität, Moskau) bringt uns diese moderne Streetart im Stadtraum von Russland und Deutschland näher.
Sammelband zur Konferenz
Alle Vorträge sind spannend, es fällt einem schwer, sich für eine Sektion zu entscheiden. Sollten Sie einen Vortrag verpassen – keine Sorge, denn wie jedes Jahr werden wir im Nachgang zu dieser Konferenz wieder einen Sammelband herausgeben. Hier hat jeder die Möglichkeit, einen verpassten Vortrag noch nachzulesen. Ich nutze hier auch schon die Gelegenheit, alle Teilenehmerinnen und Teilnehmer einzuladen, ihre redigierten Beiträge einzureichen. Die Details dazu teilen wir Ihnen im Nachgang zur Konferenz mit.
Die Sammelbände der bisherigen Konferenzen finden Sie – Open Access – hier:
Alles das wäre nicht möglich, ohne das leidenschaftliche Engagement und die hochprofessionelle Leitung und Organisation von Frau Prof. Dr. Uspenskaja und Dr. Julia Pasko von der School of Foreign Languages der HSE. Ihnen gilt mein ganz besonderer Dank.
Das deutsche Kollegium an der HSE, Frau Dr. Iris Bäcker, Dr. Christian Fröhlich, Dr. Martin Beisswenger, Dr. Dirk Meissner, Dr. Pjotr Rezvykh und natürlich Herr Dreut von der AHK leisten als Sektionsleiterinnen und Leiter ebenfalls wie jedes Jahr eine großartigen Job.
Ich danke ebenfalls unseren diesjährigen Partnern für ihre Unterstützung der Konferenz. Das sind die AHK, der Deustche Akademische Austauschdienst (DAAD), die Hans Seidel Stiftung (HSS) und die Ruhr-Universität Bochum.
Podiumsdiskussion Deutsch-Russische Beziehungen: Widersprüche und Perspektiven
Bevor wir mit den Fachvorträgen in den einzelnen Sektionen beginnen, darf ich Sie zu einer Diskussionsrunde einladen über den Stand und die Perspektiven der deutschen russischen Beziehungen, sozusagen aus der Vogelperspektive.
Ich freue mich wirklich sehr, dass wir dazu vier hochkarätige Expertinnen und Experten aus Deutschland und Russland begrüßen können. Es diskutieren:
- Alina Falzon: Referentin beim Auswärtigen Amt, in dieser Position in der Deutschen Botschaft in Moskau tätig.
- Dr. Frank Hoffmann ist Geschäftsführer des Instituts für Deutschlandforschung an der Ruhr-Universität Bochum. Herr Dr. Hoffman und die Kollegen von der HSE kooperieren u.a. im neuen Germanica Studiengang an der HSE.
- Prof. Dr. Alexander Tschepurenko ist Professor am Department für Ökonomische Soziologie der HSE in Moskau. Er ist akademischer Leiter des Instituts für Soziologie an der HSE. Herr Prof. Tschepurenko ist ein ausgezeichneter Kenner der deutschen und der Russischen Forschungslandschaft, war selbst Humboldtstipendiat und später in der Humboldstiftung aktiv. Prof. Tschepurenkoist ein beherzter Unterstützer der Konferenz Welt und Wissenschaft. Ich freue mich sehr, Sie auch in diesem Jahr begrüßen zu dürfen.
- Jan Dresel ist der Leiter des Büros der Hanns-Seidel Stiftung in Moskau. Hat mit seiner engagierten Arbeit die HSS als wichtigen Knoten im deutsch-russischen Netzwerk etabliert. Regelmäßig führen Herr Dresel und die HSS Veranstaltungen zu Zukunftsthemen durch, ich denke da nur an die Kooperation zwischen deutschen und russischen Unternehmen bei der Recyclingreform. Herr Dresel, vielen Dank, dass Sie heute mit an Bord sind!
Ich wünsche Ihnen allen eine spannende und erfolgreiche Konferenz!